Zeichen Deiner Treue“ – unter diesem Motto hat der CVJM Borbeck am Sonntag sein immerhin 150-jähriges Bestehen gefeiert. Dazu nutzte der Verein wieder einmal seinen guten Draht zur Evangelischen Kirchengemeinde Borbeck-Vogelheim: der festliche Gottesdienst zum Jubiläum fand in der nahezu vollbesetzten Matthäuskirche statt.

Die Welt draußen soll es hören: so formulierte Pfarrer Christoph Ecker bereits in seiner Begrüßung den Wunsch, mit kräftiger Stimme in die Lieder des Gottesdienstes einzustimmen, was die Gemeinde denn auch tat. Auch der Posaunenchor des CVJM wirkte mit und nahm auf seine Weise an den Gebeten im Gottesdienst teil: nachdem die Gemeinde den 100. Psalm gesprochen hatte: „Jauchzet dem Herrn alle Welt“, spielten die Bläser einen achtstimmen Satz von Felix Mendelssohn zu diesem Text. Auch das der Predigt vorangehende Gebet, in dem Gottes Treue hervorgehoben wurde, beantwortete das Ensemble mit Bachs Choral „Gott ist und bleibt getreu“. Ein belebendes Element der Feier war auch eine moderne Toccata zum Choral „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“, souverän vorgetragen von Kantorin Inge Sauerwald.

Einige Vereinsmitglieder berichteten von ihrer persönlichen Beziehung zum CVJM: „Unser Vereinshaus – das ist auch unser Heim. Und so, wie dieses alte, verwinkelte Haus lichte und helle, aber auch dunkle Räume hat, so habe auch ich meine dunklen und hellen Seiten. Doch Gott ist unser gemeinsames schützendes Dach.“ Ein junger Mann erklärte: „So, wie die frühen Christen dem Zeichen des Fisches gefolgt sind, einem alten Symbol für Jesus -, so folge ich heute dem Zeichen des CJVM“.

Was das konkret bedeuten kann, erläuterte Matthias Büchle, der vor kurzem das Amt des Generalsekretärs beim CVJM-Westbund übernommen hat. Er erklärte, dass ein Verein, der anderthalb Jahrhunderte bestehen kann, ein Zeichen für Gottes Treue darstellt. Büchle deutete dies mit einem Vergleich, der für viele Menschen sicher ziemlich gewagt klingen dürfte. Statt vom Glauben der Menschen an Gott zu sprechen, stellte er fest: „Gott glaubt an uns – er hat mit uns einen Bund geschlossen und will an uns festhalten“. Daraus zog er zwei Konsequenzen: zum einen sah er in Gottes Entschluss den Auftrag an die Menschen, sich nun ihrerseits auch an ihm festzuhalten: „Statt mit dem Geist der Resignation können wir mit dem Geist der Hoffnung in jeden neuen Tag gehen.“ Zum anderen sind die Menschen aufgefordert, einander in Treue zu begegnen und einander zu halten. „Wenn Christen einander treu sind, erlebt die Welt Gottes Treue“, stellt Büchle fest und schloss seine Predigt mit der Aufforderung: „Nehmen Sie die Zeichen der Treue wahr – die Treueprämie, die wir erhalten, ist Jesus Christus“.

Darauf kamen auch die Redner der Grußworte zurück, die den zweiten Teil der Feier einläuteten. Die Feiergemeinde begab sich in den Gemeindesaal der Kirche, wo Vereinsvorsitzender Helmut Oehler noch einmal einen kleinen Rückblick in die Geschichte des Vereins unternahm. Er schloss mit den Worten: „Unserem Herrn ist es zu verdanken, dass wir heute hier sein können“. Begleitet vom Posaunenchor stimmten die Besucher mehrere Loblieder an und lauschten danach zunächst einem Grußwort von Simone Enthöfer, die selbst mit dem CVJM Borbeck groß geworden ist und heute als Landesjugendpfarrerin der Evangelischen Kirche im Rheinland arbeitet. Sie hat dem Verein ein Periskop mitgebracht, das ist ein Gerät, mit dem man um die Ecke schauen kann. Dieses Periskop sah sie als Symbol für die Arbeit und die Geschichte des Vereins an und lud dazu ein, einmal zwei Perspektiven gleichzeitig einzunehmen. „Wir schauen auf die Geschichte zurück und hoffnungsvoll nach vorn, wir sehen Menschen mehrerer Generationen, die gemeinsam auf Freizeiten fahren“. Dieses Treffen der Generationen konnte man an diesem Vormittag auch erleben: von Senioren bis zu Kleinkindern waren alle Altersgruppen auf der Jubiläumsfeier vertreten. Simon Enthöfer verglich die Mitarbeitenden des CVJM außerdem mit einem Wanderer, der zwei verschiedene Wanderschuhe trägt: „Der rechte Wanderschuh ist Gottes Treue zu uns, der linke unsere Verantwortung für unsere Mitmenschen“, führte sie aus. Und sie bat inständig darum, auch weiterhin als Gemeinschaft zusammenzuleben, die Bibel zu lesen, aber auch die Zeitung, also offen für das Geschehen in der Welt zu bleiben. Am Ende ihrer Ansprache überreichte sie das Periskop an Helmut Oehler.

Markus Rapsch vom CVJM-Westbund stellte anschließend die gute Zusammenarbeit junger und älterer Menschen beim CVJM heraus: „Die einen wollen Party, wollen das etwas passiert, das es voran geht, die anderen mahnen eher zur Ruhe“. Rapsch erzählte, dass es ein Mitglied des weltweiten CVJM gewesen war, der im 19. Jahrhundert das Basketballspiel erfunden hat: „er war ein älterer Mann, der einen neuen Ball ins Spiel brachte. Ich bin gespannt, zu sehen, wie Ihr Euch in Zukunft ins Spiel bringen werdet“.

Claudia Tolksdorf vom Kreisverband Essen bedankte sich für Engagement des Borbecker Vereins, Pfarrer Christoph Ecker hob die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde Borbeck-Vogelheim hervor, und Manfred Tulke, ein Vereinsmitglied, das seit Kriegsende aktiv ist, stellte fest: „Der CVJM Borbeck ist eine runde Sache und eine offene Gruppe“. Schließlich gab Ralf Filker vom Freizeitheim „Kirchberghof“ in Wuppertal einen humorvollen Einblick in die Freizeitangebote des Vereins. Er erinnerte an Männer-Fahrradtouren, an denen er selbst teilgenommen hat und beantwortete die eine oder andere Frage, die sich vermutlich jeder Mensch einmal im Leben stellt: „Worüber denken Männer auf einer solchen Freizeit als erstes nach, wenn sie morgens aufstehen? Darüber, was sie an diesem Tag anziehen sollen.“ Filker sah darin ein Zeichen für engagierte Jugendarbeit, denn auch dort komme es darauf an, Erwartungen an die Zukunft mit der Gegenwart abzugleichen. Er wies auch darauf hin, wie sich die Bedingungen für die Arbeit im Laufe der Zeit geändert haben: „Wenn wir früher eine Radtour gemacht haben, reichte eine Karte aus, um den Weg zu finden. Heute holen wir an jeder größeren Kreuzung unsere Navis raus und diskutieren, wo es langgeht.“ Filker wünschte dem CVJM Borbeck, dass das Wort Gottes auch in Zukunft seine Navigationshilfe bleiben möge. Mit einem reichhaltigen Mittagessen klang der Festtag aus. Zum Abschied bekamen alle Gäste noch eine Broschüre in die Hand, die die 150-jährige Geschichte des Borbecker CVJM noch einmal Revue passieren lässt.

Aus: Borbecker Nachrichten vom 06. Juni 2015; Text: Raoul M. Kisselbach.